Der Bottroper Schachverein im Schachverband Unterruhr-Emscher um 1920
verfasst von Erich Noldus, Oberhausen
Die Geschichte des Schachvereins Bottrop 1921 beginnt mit dem 18.Oktober 1921, zu einer Zeit also, als die größten Wirren der Nachkriegszeit gerade der Vergangenheit angehörten und sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung langsam wieder normalisierten.
Betrachtet man die Entwicklung des Schachsports in Deutschland insgesamt, so muß man feststellen, daß während des Weltkrieges der Schachbetrieb mehr und mehr zurückging. Das Jahr 1919 sah wieder die ersten größeren Schachveranstaltungen, und zwar in Berlin.
Die nachfolgende Übersicht über die erste Nachkriegszeit veranschaulicht die allmähliche Rückkehr zur Normalität (KNS 1921/312-18):
Februar 1920 | Telegrafischer Wettkampf Berlin-Holland 5:3;erstes Zusammentreffen mit einer ausländischen Schachorganisation |
April 1920 | Beim 8.Kongreß des Sächsischen Schachbundes in Chemnitz siegen Blümich(Leipzig) und Hartewig (Plauen). |
Juni 1920 | Beim Gründungskongreß des Mittelrheinischen Schachbundes in Bad Emserringt Otto Balzer (Ems) die Meisterwürde. |
Juli 1920 | 19.Kongreß des Niederelbischen Schachbundes in Hamburg und 5.Kongreßdes Bayrischen Schachbundes in Kulmbach. |
Oktober 1920 | 7.Kongreß des Ostdeutschen Schachverbandes in Glogau (Meister wurdeKrämer aus Breslau). Es beteiligten sich 12 Vereine, darunter Danzig. |
Dezember 1920 | Tagung des Schwäbischen Schachbundes in Stuttgart. |
Januar 1921 | In Kiel siegt Wagner in einem Turnier norddeutscher Spitzenspieler. |
Februar 1921 | In Berlin endet ein Wettkampf Leonhardt-v.Bardeleben über 3 Partien unentschieden. |
März 1921 | Im Kieler Viermeisterturnier siegt Bogoljubow vor Brinkmann, Sämisch und Reti.Beim 9.Kongreß des Sächsischen Schachbundes in Zwickau siegt R.Kühn. |
Beenden wir hier unsere Aufzählung und wenden uns dem schachlichen Geschehen in unserer Region zu, welches mit der Geschichte des Rheinisch-Westfälischen Schachbundes aufs Engste verknüpft ist:
1901 als Niederrheinischer Schachbund gegründet, gehörten 1904 dem Landesverband 21 Vereine mit 709 Mitgliedern an, die fast durchweg in der preußischen Rheinprovinz lagen (westliches NRW, einschl. Trier; DSZ 1905/30).
Zwischen 1901 und 1917 wurden 17 Verbandsfeste organisiert, die in erster Linie der Pflege von Kontakten dienten und eher gesellschaftliche Anlässe darstellten. 1909 wurde in Essen erstmals ein Meisterschaftsturnier ausgetragen, in welchem Prof. Eppelsheim (Dortmund) siegte. Einen weiteren Schwerpunkt der Bundesaktivitäten stellten die Kämpfe mit dem Niederländischen Schachbund dar (1904 Neuss, 1906 Arnheim, 1911 Krefeld, 1914 Nymwegen). Insgesamt läßt sich sagen, daß der Bund bereits vor 1914 auf eine rege Tätigkeit zurückblicken konnte (RRZ 22./23.9.1934).
Nach dem 1.Weltkrieg gelang der Organisation, die sich jetzt Rheinisch-Westfälischer Schachverband nannte, das Anknüpfen an die Vorkriegsgeschichte, wobei besonders Düsseldorf und das spätere Wuppertal als die wichtigsten Schachzentren maßgeblich beteiligt waren. Bereits Ende 1920 liefen die Vorbereitungen für das im Juni 1921 geplante Verbandsfest in Düsseldorf. Der aus diesem Anlaß vorgesehene Wettkampf gegen Holland scheiterte allerdings an den damaligen Devisenbestimmungen. Die SG Elberfeld richtete vom 24.8. bis 5.9.1921 das erste Verbandsmeisterturnier aus, in dem W.Jurgschat (Düsseldorf) vor G.Kemper (Krefeld) siegte (DWS 1921/17,222; ObZ 6.5.1921).
Die Herausbildung einer überörtlichen Organisation wäre nicht möglich gewesen ohne die zahlreichen Vereinsgründungen, die teilweise auf Vorläufervereine aus der Zeit vor 1914 zurückblicken konnten. In der hiesigen Gegend waren dies
Vereinsname | Gründungsdatum | Quelle |
SK Sterkrade | November 1920 | DWS 1921/79 |
Freie Schachvereinigung(= Oberhausener SV) | März 1921 | GA 2.4.1921; von 1892 |
SV Bottrop | 18.10.1921 | Sklarz, S.63 |
Turm Osterfeld | Dezember 1921 | GA 13.1.1922 |
SK Gladbeck | 1921 | GA 31.10.1922 |
Mülheimer Schachfreunde | 1921 | Heinzel, S.17 |
Mülheimer Schachvereinigung | vor 1922 | Heinzel, S.17 ; von 1908 |
ASK Groß-Hamborn | Februar 1922 | Richter, S.7 |
ASK Gladbeck | Anfang 1923 | GA 20.9.1924 |
ASK Oberhausen | Mai 1923 | GA 6.5.1923 |
ASV Bottrop | 23.8.1923 | GA 7.9.1924 |
Styrumer Schachvereinigung | August 1923 | GA 4.9.1923 |
…weitere Vereinsgründungen: | Buer 1921, Meiderich 1923 |
Die hohe Bevölkerungsdichte und die gute verkehrstechnische Erschließung des Ruhrgebietes begünstigten die Durchführung von frei vereinbarten ‘Städtewettkämpfen’ mit beliebiger Brettzahl. Der erste nachweisbare Vergleich wurde doppelrundig am 8. und 25.Mai 1921 jeweils an 8 Brettern ausgetragen. Oberhausen gewann gegen Sterkrade mit 9,5:6,5 und verlor das Rückspiel mit 5:11 (Obz 12./15.5.1921; DWS 1921/167). Der SV Bottrop trat erstmals Anfang 1922 ans Licht der Öffentlichkeit. Gegen Turm Osterfeld gab es mit 5:5 ein Unentschieden und im Rückspiel einen Sieg mit 9,5:4,5 (Sklarz, S.63).
In der DSZ 1924, S.124 erfuhr der erstaunte Leser folgendes:
“Außer dem üblichen Kongreß veranstaltete der Saarländische Schachverband wohl als einziger der Landesverbände alljährlich einen planmäßig organisierten Wettkampf um die Vereinsmeisterschaft, der sich als außerordentliches Werbemittel erwiesen hat, so daß die Zahl der Ortsgruppen rasch von 13 auf 34 gestiegen ist. Auf Grund der bisherigen Ergebnisse sind die Vereine in drei Klassen eingeteilt. Jede Ortsgruppe tritt gegen jede ihrer Klasse mit 8 Mann zu einem vom Verband festgelegten Termin zum Wettkampf an………Vereinsmeister 1923 und 1924 Saarbrücker Schachgesellschaft.”
Um die nachfolgenden Erläuterungen richtig einschätzen zu können, muß man also berücksichtigen, daß noch 1924 Mannschaftskämpfe im heutigen Sinne (als Liga-Spielbetrieb) eine absolute Ausnahme darstellten. Deren Einführung im gesamten Gebiet des Rheinisch- Westfälischen Schachverbandes nach verbandsweiten Normen erfolgte schrittweise ab 1928/29. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, daß in der hiesigen Gegend bereits 1922 ein Liga-Spielbetrieb existierte.
Im GA vom 24.5.1922 heißt es:
“Rheinisch-Westfälischer Schachbund: Am Samstag, den 27.Mai, abends 7.30 Uhr findet in Osterfeld, im Gasthof Bastwöske, Haupt- und Markenstraßen-Ecke, die Gründungsversammlung des Rheinisch-Westfälischen Schachbundes statt, dem sich die Schachklubs Oberhausen, Osterfeld, Hamborn, Sterkrade, Bottrop, Gladbeck und Buer anschließen werden. Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung ist das Erscheinen bevollmächtigter Vertreter der genannten Schachvereine dringend erwünscht.”
Und im GA vom 14.6.1922 lesen wir mit der korrekten Verbandsbezeichnung:
“Schachvereinigung Unter-Ruhr-Emscher: Die Schachvereine in den Städten Oberhausen, Sterkrade, Hamborn, Osterfeld, Bottrop und Gladbeck haben sich zur Schachvereinigung Unter-Ruhr-Emscher zusammengeschlossen.
Zweck der Vereinigung ist Pflege und Förderung des Schachspiels. Benachbarte Vereine können Mitglied werden. Anmeldungen nimmt entgegen der geschäftsführende Ausschuß, z.Hd. Herrn Karl Lutter, Hansa-Haus, Osterfeld. In jedem Jahre werden Einzel- und Verbandsmeisterschaften ausgetragen. Die Punkte werden bei den Vereinsmeisterschaften prozentual verrechnet. Jeder Verein stellt in den Vereinsmeisterschaften mindestens 10 Mann. Die Minderzahl wird als Verlust gebucht. Zum Wettkampf um die Verbandsmeisterschaft stellt jeder Verein einen Herrn.
Vereinsturniere sind auf sonntags, spätestens 4 Uhr nachmittags festgesetzt. Jedoch können sich die beiden Vereine auch auf einen anderen Tag einigen. Es wird je eine Hin- und Rückpartie gespielt. Der gastgebende Verein hat sofort das Ergebnis des Wettkampfes dem Geschäftsführer in vorschriftsmäßiger Weise mitzuteilen. Gemeint sind die Turniere, die vom geschäftsführenden Ausschuß festgesetzt sind. Beiträge werden nicht erhoben. Die Vereine haben vierteljährlich die Schulden der Vereinigung anteilmäßig zu begleichen. Die Adressen der Schachvereine sind:
Schachverein Oberhausen: Doetsch, Oberhausen, Hindenburgstraße 79
Schachverein Sterkrade: Postinspektor Jung, Sterkrade
Schachverein Hamborn: Heiderich, Dinslaken, Gasthof zum Franziskaner
Schachverein Bottrop: Lehrer Burchard, Bottrop, Essener Straße
Schachklub Turm Osterfeld: Nover, Osterfeld, Marktstraße
Schachklub Gladbeck: Redakteur Borth, Gladbeck, Rentforsterstraße 23…..”
Den Abschluß des Artikels bildete ein kompletter Terminplan vom 18.Juni (Sterkrade- Oberhausen) bis zum 24.September (Hamborn-Sterkrade).
In der Folgezeit gab es eine regelmäßige Berichterstattung über die prestigeträchtigen Städtewettkämpfe. Zwischenzeitlich war noch Essen-Dellwig dem Verband beigetreten, so daß der Terminplan zusätzliche Änderungen erfuhr. Leider liegen keine Einzelaufstellungen vom SV Bottrop vor. Die nachfolgend zitierten Artikel geben aber einen Eindruck von Art und Umfang der Berichterstattung.
GA vom 22.10.1922:
“Schachstädtewettkampf im Schachverband Unterruhr-Emscher: Oberhausen-Bottrop 10:3, Sterkrade-Hamborn 6,5:4,5. Es gab gestern zwei große Überraschungen in den Städteturnierkämpfen des Schachverbandes Unterruhr-Emscher. Die größte Überraschung war die große Niederlage der Bottroper gegen Oberhausen. Wenn auch bei den Bottropern einige bewährte Kämpen nicht zur Stelle waren, so mußte man doch voraussetzen, daß das Gesamtergebnis nicht so hoch zu Ungunsten Bottrops ausfallen würde. Dadurch ist der Kampf in der Spitzengruppe von neuem mit aller Schärfe entbrannt. Die Spitze hält Sterkrade mit rund 66 Punkten (Prozentpunkten;E.N.), dann folgen ziemlich dichtauf Gladbeck und Oberhausen, mit Abstand dahinter Osterfeld, Hamborn, Bottrop und Essen-Dellwig. Die zweite Überraschung war der verhältnismäßig nur recht knappe und ziemlich schwer errungene Sieg Sterkrades gegen Hamborn….. .”
GA vom 9.12.1922:
“ Schach-Städtewettkampf Sterkrade-Bottrop: Am Samstag, 29.Dezember, müssen die Turnierkämpen des Schachvereins Bottrop einen schweren Gang antreten. Sie haben gegen den Spitzenreiter der dem Schachverband Unterruhr-Emscher angeschlossenen Vereine, dem Sterkrader Schachklub einen Wettkampf auszutragen. Von den erledigten fünf Städtewettkämpfen konnte der Schachverein Bottrop drei zu seinen Gunsten entscheiden, nämlich gegen Osterfeld mit 9,5:6,5, gegen Hamborn mit 8:6 und gegen Dellwig mit 6:5. Jedoch mußte er gegen Gladbeck mit 3,5:12,5 und gegen Oberhausen mit 3:10 zwei hohe Niederlagen einstecken, deren Ergebnisse aber nicht den eigentlichen Stärkeverhältnissen nicht entsprachen. Wie es unseren Bottropern im Wettkampf gegen die spielstarken Sterkrader ergehen wird, wäre eigentlich leicht vorauszusagen. Dem Tabellenstand nach müßten sie hoch verlieren. Aber warum soll auch ihnen nicht Fortuna einmal zur Seite stehen? Vielleicht gelingt es ihnen, wie den Osterfeldern gegen Sterkrade, ein Unentschieden zu erzwingen. Sollten sie sich jedoch den Sterkrader Schachgrößen beugen müssen, wünschten wir, daß sie nicht so eine schwere Abfuhr erfahren wie in den Kämpfen gegen Gladbeck und Oberhausen. Der Wettkampf findet statt im Rheinischen Hof (Stadtmitte), gegenüber der katholischen Kirche. Die Turnierteilnehmer versammeln sich Samstag nachmittag 5.30 Uhr im Hause des Mitgliedes Kuhlen, Kirchhellener Straße.”
Am 11.12.1922 folgte noch eine Kurznotiz im GA:
“Der Schachstädtekampf Bottrop-Sterkrade in Sterkrade am letzten Samstag endete, wie vorauszusehen war, mit einem Sieg der Sterkrader. Aber wohl kaum jemand hätte gedacht, daß die Niederlage der jungen Bottroper Vereinsmannschaft so erdrückend ausfallen würde. Sterkrade gewann nicht weniger als 8:2 von 10 gespielten Partien.”
Abschlußtabelle des Städte-Turniers Unterruhr-Emscher (Hinrunde):
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | MaPkt | BrPkt | % | |
1.Sterkrade | xxx | 7:3 | 7,5:2,5 | 5:5 | 6,5:4,5 | 8:2 | 6:4 | 11:1 | 40,0-21,0 | 65,6 |
2.Gladbeck | 3:7 | xxx | 7,5:5,5 | 9:5 | 7,5:4,5 | 12,5:3,5 | (2:0) | 10:2 | (39,5-25,5) | (60,8) |
3.Oberhausen | 2,5:7,5 | 5,5:7,5 | xxx | 5:6 | 7:4 | 10:3 | 7,5:2,5 | 6:6 | 37,5-30,5 | 55,1 |
4.Osterfeld | 5:5 | 5:9 | 6:5 | xxx | 6:4 | 6,5:9,5 | 7:5 | 7:5 | 35,5-37,5 | 48,6 |
5.Hamborn | 4,5:6,5 | 4,5:7,5 | 4:7 | 4:6 | xxx | 6:8 | 7:3 | 2:10 | 30,0-38,0 | 44,1 |
6.Bottrop | 2:8 | 3,5:12,5 | 3:10 | 9,5:6,5 | 8:6 | xxx | 6:5 | 6:6 | 32,0-48,0 | 40,0 |
7.E.-Dellwig | 4:6 | (0:2) | 2,5:7,5 | 5:7 | 3:7 | 5:6 | xxx | 0:12 | (19,5-33,5) | (36,8) |
Anmerkungen zur Tabelle:
® maßgebend waren die Prozentpunkte
® Essen Dellwig schloß sich im August 1922 dem Verband an
® Das Ergebnis Essen Dellwig-Osterfeld wurde rekonstruiert
® Gladbeck-Essen Dellwig wurde am 30.11.1922 angekündigt; Gladbeck gewann
® Quellen: – ObZ 25.6., 4.8., 29.8., 17.9., 12.10., 17.10., 30.10.1922
– GA 11.7., 17.7., 23.7., 24.7., 31.7., 1.8., 9.8., 14.8., 18.8., 29.8., 8.9., 10.9., 17.9., 24.9., 29.9., 3.10., 17.10., 21.10., 22.10.,30.11., 9.12., 11.12.1922
– Vereinsmaterial der SG Gladbeck 19/23 von 1923
Ein einziges Mal trat der Unterruhr-Emscher-Verband als Einheit auf. Am 30.5.1922 hatte sich der Stadtverband der Schachvereine von Mülheim mit den Vereinen Mülheimer Schachvereinigung (Svg.), Mülheimer Schachfreunde (SF) und Dümptener Schachverein gebildet (Heinzel, S.17). Am 27.8.1922 trafen die Auswahlmannschaften beider Verbände in Osterfeld, Hotel Fischedick, aufeinander. Die Aufstellung gibt Auskunft darüber, wie die Stärke der einzelnen Spieler eingeschätzt wurde.
Die Mülheimer hatten als Gäste an allen Brettern Weiß:
Brett | Mülheimer Schachverband | Verband Unterruhr-Emscher | Erg. |
1 | Fischer (Svg.) | Wilhelm Jung (Sterkrade) | remis |
2 | Wermeyer (Svg.) | Karl Borth (Gladbeck) | 0:1 |
3 | Müller (Svg.) | Dr.Hugo Fabry (Sterkrade) | 0:1 |
4 | Heimann (Svg.) | Oscar Rittershaus (Sterkrade) | remis |
5 | Gedelmeier (?) | Hermann Taureg (Gladbeck) | 0:1 |
6 | Harry (Svg.) | Walter Geserigk (Bottrop) | 0:1 |
7 | Hildebrand (SF) | Bernhard Sauer (Osterfeld) | 0:1 |
8 | Haupt (Svg.) | Adler (Hamborn) | 1:0 |
9 | Brüggemann (?) | Franz Paßmann (Oberhausen) | 0:1 |
10 | Klingenberger (SF) | Viktor Grzenia (Essen Dellwig) | 0:1 |
Gesamt | 2:8 |
Nach dieser Niederlage traten die Mülheimer zum vereinbarten Rückkampf nicht mehr an, da der Kampf “unter falschen Voraussetzungen zustande gekommen” sei:
“Es spielten der Mülheimer Schachverband, Mitgliederzahl 80-100, gegen einen Schachverband von etwa 10 Städten mit ungefähr 500 Mitgliedern in Unkenntnis der wahren Sachlage. Unter diesen Umständen findet das Rückspiel nicht statt, sondern der Stadtverband Mülheim-Ruhr hat jede Stadt einzeln zum Schachspiel herausgefordert, da dann die Stärkeverhältnisse die gleichen sind.”
In einer offiziellen Replik verwahrte sich der Verband Unterruhr-Emscher gegen diese Darstellung und veröffentlichte die Mitgliederzahlen der einzelnen Vereine:
Essen-Dellwig | 30 Mitglieder | Osterfeld | 20 Mitglieder |
Bottrop | 25 Mitglieder | Oberhausen | 15 Mitglieder |
Gladbeck | 25 Mitglieder | Sterkrade | 11 Mitglieder |
Hamborn | 25 Mitglieder | gesamt: | 151 Mitglieder |
(GA vom 29.8. und 8./10.9.1922)
Die weitere Geschichte des Unterruhr-Emscher-Verbandes ist maßgeblich von “großen historischen Ereignissen” mitgeprägt worden. Die seit dem zweiten Halbjahr 1922 steil ansteigende Inflationsrate bedrohte die ohnehin schon schwache finanzielle Basis der Vereine. Wichtiger noch war ein Aspekt, der in allen Darstellungen übersehen wird:
Das Straßenbahnnetz in Oberhausen und teilweise in den Nachbarstädten wurde von Privatgesellschaften betrieben, die zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. Ab etwa Herbst 1922 stellten nacheinander mehrere Linien ihren Betrieb ein oder fuhren seltener. Letztlich entscheidend war die Besetzung des Ruhrgebietes durch belgische und französische Truppen ab dem 11.Januar 1923 zwecks Erzwingung von Reparaturleistungen gemäß Versailler Vertrag. Streiks und passiver Widerstand führten zu einem völligen Zusammenbruch des Transport- und Verkehrswesens innerhalb von zwei Monaten. Als Antwort darauf übernahmen belgische und französische Eisenbahner die Streckenverwaltung, vor allem zur Sicherung der Kohletransporte.
Obwohl z.B. in Oberhausen (ca.112.000 Einwohner) nie mehr als 1.240 Soldaten stationiert waren, war deren Anwesenheit doch zu spüren durch als Requirierungen getarnte Diebstähle, Personenkontrollen und zeitweilige Ausgehverbote. Allgemein achteten die Offiziere auf die Disziplin der ihnen unterstellten Einheiten, doch bei der Aufklärung von Delikten wie Mißhandlungen oder Sachbeschädigung öffentlichen und privaten Eigentums arbeitete die Militärjustiz nicht immer einwandfrei. Die daraus resultierende allgemeine Unsicherheit beeinträchtigte naturgemäß das öffentliche Leben. In Wohngebieten, die in der Nähe von Gleisanlagen lagen (das waren sehr viel mehr als heute), ging man nach Einbruch der Dunkelheit ohne Grund nicht mehr auf die Straße, denn es wurde, vor allem in der Anfangszeit, gelegentlich ohne Vorwarnung scharf geschossen (Ursprünge, Bd.3, Art. von O.Dickau).
Es ist der Darstellung der allgemeinen Rahmenbedingungen einiger Raum gewidmet worden, um nicht allgemeinen Floskeln verhaftet zu bleiben und um einen kleinen Einblick in die damaligen Verhältnisse zu gewähren. Ungeachtet mancher Härten und Ungerechtigkeiten, gelang es dennoch, den Schachbetrieb einigermaßen aufrechtzuerhalten, so wie sich die Beziehungen zwischen Besatzern und Besetzten im Laufe des Jahres 1923, wenn auch bisweilen mit Unterbrechungen, langsam und vorsichtig normalisierten.
Unter diesen Umständen gelangten die geplanten Einzelmeisterschaften des Unterruhr-Emscher-Verbandes nicht mehr zur Austragung. Wenigstens konnte Gladbeck am 15.3.1923 im GA seinen kompletten Terminplan für die Rückrunde der Mannschaftskämpfe veröffentlichen (geplant vom 15.4. bis zum 16.9.1923). Am 18.3.1923 reisten die Oberhausener nach Bottrop zur Austragung des Rückspiels.
Im Bericht heißt es (GA, 20.3.1923):
“Es war den Oberhausenern nicht möglich, ihre besten Leute an den Start zu bringen, so daß mit einer verhältnismäßig recht schwachen Mannschaft der Kampf zum Austrag gelangte. Die Bottroper erwiesen sich spieltüchtiger als es in den vorausgegangenen Serien den Anschein hatte, so daß der Kampf, der an zehn Brettern geführt wurde, mit 7,5:2,5 zugunsten Bottrps endete.”
Das ist zugleich die letzte Notiz mit Bezug auf den Verband. Im Jahresbericht zur Jahreshauptversammlung des Schachklubs Gladbeck am 24.2.1924 heißt es:
“Leider übten die im vergangenen Jahre eingetretenen politischen Wirrnisse auch bei unserem Verein einen schädlichen Einfluß aus. Sie legten weiteren Zusammenkünften größere Hindernisse in den Weg, so daß der Spielbetrieb in starkem Maße zurückging. Trotzdem trug der Verein noch Wettkämpfe aus. Im Herbst vorigen Jahres kam es zum Hin- und Rückspiel mit dem benachbarten Horst, welche beide vom Gladbecker Schachklub gewonnen wurden. Im September trug der Verein gegen Bottrop einen Dreikampf aus, der für Gladbeck mit 2,5:3,5 verloren ging……Im Dezember ging ein Schreiben vom Verbandsvorsitzenden Lutter aus Osterfeld ein, in dem der Verein zur Teilnahme an den diesjährigen Städtekämpfen aufgefordert wurde. Leider mußte das Schreiben angesichts des darliegenden Spielbetriebes abschlägig beantwortet werden……”
Aus dem Versammlungsprotokoll selbst ist zu entnehmen, daß die Wiederaufnahme des Spielbetriebes im Unterruhr-Emscher-Verband gewünscht wurde (Vereinsmaterial der SG Gladbeck 19/23).
Die Auswertung zeitgenössischen Materials ergibt, daß sich der Schachklub Sterkrade im Laufe des Jahres 1923 auflöste. Hamborn wird in der Folgezeit nicht mehr erwähnt, und auch der Oberhausener SV scheint sich vom Unterruhr-Emscher-Verband getrennt zu haben. Für 1923 sind nur zwei Wettkämpfe mit dem SV Dümpten nachweisbar, die mit 12,5:2,5 bzw. 13:2 gewonnen wurden (GA, 26.9.1923).
In Ermangelung der Städtewettkämpfe suchten die Bottroper nach Alternativen. Im Sommer 1923 wurde ein zwölfrundiger Wettkampf zwischen den drei stärksten Bottroper Spielern geplant. Viktor Grzenia, Viktor Kolorz und Walter Geserigk sollten je sechs Partien gegeneinander spielen (GA, 21.7.1923).
Das war doch wohl zuviel des Guten, weshalb der Wettkampf abgebrochen wurde und stattdessen ein Kräftemessen mit den drei stärksten Gladbeckern vereinbart wurde. Gladbeck hatte bekanntlich bei den Städtewettkämpfen 1922 den zweiten Platz belegt und konnte nun nach der Auflösung des Sterkrader Vereins mit dem Anspruch auftreten, der stärkste Verein im Unterruhr-Emscher-Verband zu sein.
Am 12.8.1923 reisten die Bottroper nach Gladbeck, um sich in einem doppelrundigen Kampf im Lokal Hegemann ihren Gegnern zu stellen (GA, 4./13.8.1923).
Die Ergebnisse waren:
Gladbeck | Bottrop | Ergebnis | ||
Borth | Walter Geserigk | 1:0 / remis | ||
Taureg | Viktor Kolorz | 0:1 / 1:0 | ||
Horbach | Viktor Grzenia | 0:1 / 0:1 | ||
gesamt: | 2,5:3,5 |
Nach diesem knappen Erfolg fand am 16.9.1923 in Bottrop das Rückspiel statt. Die Gladbecker hatten ihren dritten Mann ausgewechselt, aber wieder sicherte Viktor Grzenia den Gesamtsieg. Die Ergebnisse waren (GA, 26.9.1923):
Bottrop | Gladbeck | Ergebnis | ||
Walter Geserigk | Borth | 1:1 | ||
Viktor Kolorz | Taureg | 1:1 | ||
Viktor Grzenia | Pniower | 2:0 | ||
gesamt: | 4:2 |
Wie groß die Freude der Bottroper gewesen sein muß, läßt sich erahnen, wenn man die Reaktion bei den Gladbeckern betrachtet. Sprach schon die Zeitungsmeldung in ungewohnter Schärfe von einem “Versagen am letzten Brett”, so hieß es im Bericht für die am 24.2.1924 stattfindende Jahresversammlung:
“Im September trug der Verein gegen Bottrop einen Dreikampf aus, der für Gladbeck mit 2,5:3,5 verloren ging. Es zeigte sich hier bereits eine wachsende Spielmüdigkeit und Undisziplin, die dem Ansehen des Vereins einen nicht geringen Abbruch tat. Leider traten persönliche Meinungsverschiedenheiten in den Vordergrund, die die Einigkeit der Mitglieder zerrissen…..”
Um die Jahreswende 1923/24 wurde erstmals in Bottrop eine Vereinsmeisterschaft ausgespielt, die Viktor Kolorz siegreich sah (Sklarz, S.63).
Das Jahr 1924 begann mit “Gesellschaftsspielen”, frei vereinbarten Mannschaftskämpfen. Am 23.3.1924 reisten die Gladbecker nach Bottrop und mußten eine hohe Niederlage von 4,5:13,5 einstecken. Der Berichterstatter merkte an, daß auch ohne das Fehlen einiger Spitzenspieler Gladbeck kaum hätte gewinnen können (GA, 24.3.1924). Am 6.5.1924 schlugen die Bottroper in Osterfeld den Gastgeber gar mit 11,5:1,5 (GA, 10.5.1924). Aufstellungen liegen leider nicht vor.
Über die Entwicklung im Unterruhr-Emscher-Verband sind wir durch das Protokoll zur Monatsversammlung des SK Gladbeck vom 30.3.1924 genau unterrichtet. Darin heißt es:
“Unter Leitung des Verbandsvorsitzenden Dr.Lutter fand am 29.3. in Bottrop eine Zusammenkunft einiger Vereinsvorsitzender statt. Es wurde die zweite Serie der Verbandsspiele besprochen. Es nahmen vier Vereine teil. Es sind dies: Essen-Dellwig, Bottrop, Osterfeld und Gladbeck. Die gespielten Partien werden prozentual gewertet. Nach Schluß der Serie soll die Verbandsmeisterschaft ausgetragen werden. Eine Woche nach einem jeden Kampfe muß die Mannschaftsaufstellung und Zahl der Bretter angegeben sein. In der ersten Serie hatte Sterkrade die Meisterschaft errungen, Gladbeck stand an zweiter Stelle. Die Mindestzahl ist zehn Bretter, an denen gespielt wird. Gesellschaftsspiele können nach Vereinbarung gespielt werden. Der Beginn der Serie ist am 9.Mai. An dem Tage spielen Gladbeck-Essen Dellwig und Osterfeld gegen Bottrop. Am 16.Juni spielen Essen Dellwig-Osterfeld und Bottrop-Gladbeck. Am 20.Juli spielen Osterfeld-Gladbeck und Bottrop-Essen Dellwig…..”
Am 18.5.1924 gewann Gladbeck gegen Essen Dellwig mit 8,5:2,5 (GA 18.,24.5.1924). Im Protokoll der Monatsversammlung vom 29.6.1924 lesen wir:
“Am 16.Juni sollte das Städteverbandsspiel Bottrop-Gladbeck ausgetragen werden. Bottrop verschob es. Am nächsten Sonntag verschob es Bottrop wieder, und am 29., also am Schlußtermin, erklärte Bottrop, es wäre ein Gesellschaftsspiel Gelsenkirchen-Bottrop vereinbart. Gladbeck brauchte nicht zu kommen, denn Bottrop wäre in Gelsenkirchen. Gladbeck beanspruchte laut Vereinbarung die Punkte für sich. Daraufhin erklärte Bottrop: Die Termine, welche unter dem Verbandsleiter Lutter und den Vorsitzenden von allen vier Schachvereinen festgesetzt worden sind, seien nicht maßgebend. Daraufhin ist Gladbeck aus den Schachverband ausgetreten. Der erste Vorsitzende, Herr Pniower, legte sein Amt nieder. Da Herr Taureg die geeignete Person ist, übernimmt er bis auf weiteres den ersten Vorsitz….”
Der gesamte Vorgang ist höchst interessant. Der Unterruhr-Emscher-Verband war ein freiwilliger Zusammenschluß von Vereinen, deren Vorsitzende im “Ausschuß” die Rahmenbedingungen festlegten. Der Vorsitzende Lutter hatte lediglich die Funktion eines Koordinators und Vermittlers, aber keine Möglichkeit, mit Sanktionsdrohungen ggf. Beschlüsse durchzusetzen. Als privater Zusammenschluß gebildet, hatte Lutter keine Möglichkeit, etwa an den Vorstand des Rheinisch-Westfälischen Schachverbandes zu appellieren, obgleich alle beteiligten Vereine Mitglieder desselben waren. Die Vereine regelten die für die Austragung notwendigen Bedingungen völlig autonom, weshalb auch die vielfachen Terminverschiebungen (auch bereits 1922) erklärbar werden. Ein gewisser Zwang zur Zusammenarbeit und zu Kompromissen konnte indirekt nur von Vereinsmitgliedern auf den eigenen Vorsitzenden ausgeübt werden, wenn ein allgemeines Interesse an organisierten Städtewettkämpfen bestand. Es scheint so zu sein, daß Pniowers Entschluß zum Austritt auf Kritik gestoßen ist, weshalb er sein Amt zur Verfügung stellte. Zum Wiedereintritt Gladbecks in den Verband kam es allerdings nicht mehr.
Im solcherart geschrumpften Verband machte eine Austragung von Meisterschaften eigentlich keinen Sinn mehr. Das auf den 15.6.1924 angesetzte Spiel Osterfeld-Essen Dellwig wurde mehrfach verschoben und Anfang Oktober ausgetragen. Turm Osterfeld siegte mit 4,5:2,5 (GA, 7.10.1924). Man muß wissen, daß Lutter der Gründungsvorsitzende von Turm Osterfeld gewesen war. Die Austragung an acht Brettern (es waren eigentlich mindestens zehn vorgeschrieben) bedeutete nichts anderes, als daß nun auch die Vereinsführung in Osterfeld das Scheitern des Unterruhr-Emscher-Verbandes hinnahm.
Der interessierte Zeitungsleser erfuhr von alledem nichts. Im GA vom 19.7.1924 finden wir folgenden, höchstwahrscheinlich von einem Bottroper verfassten, Bericht:
“Wettkampf Bottrop-Osterfeld: Der Schachverein Bottrop hat am kommenden Sonntag, vorm. 9.30 Uhr, seinen Kampf -in dieser Serie- um die Meisterschaft von “Unterruhr-Emscher” auszutragen. Der erste Kampf gegen den Schachklub Turm Osterfeld endete bekanntlich mit dem hohen Siege von 11,5:1,5 für die Bottroper. Zu dem Wettkampf am Sonntag, der im Vereinslokal Heitmann stattfindet, erwarten die hiesigen 15 Herren den Schachverein Essen-Dellwig. Das Glück, die Dellwiger zu besiegen, ist den Bottropern noch nicht vergönnt gewesen. Im vorigen Jahr endete der erste Kampf mit einer Niederlage; darauf konnte der Bottroper Verein zwei Unentschieden erzwingen. Wir durften kürzlich schon einmal berichten, daß die Mitglieder des Schachvereins Bottrop durch fleißiges Spielen und theoretisches Studium eine nicht zu unterschätzende, ja, bemerkenswerte Spielstärke erworben haben. Morgen müssen sie es beweisen.”
Eine Ergebnismeldung liegt leider nicht vor.
Zum Jahresende1924 fand noch ein Gesellschaftsspiel gegen die Schachvereinigung Gelsenkirchen statt. Im Sommer waren die Bottroper nach Gelsenkirchen gefahren und hatten dort knapp mit 7,5:8,5 verloren. Nun hoffte man, trotz der bereits begonnenen Weihnachtsferien, den Rückkampf erfolgreich zu gestalten (GA, 20.12.1924).
Das Ende des Unterruhr-Emscher-Verbandes markiert zugleich den Beginn eines neuen Gebildes und auch den Anfang einer neuen Ära für den SV Bottrop. Im GA vom 23.9.1924 heißt es:
“Um die Vestische Meisterschaft: Die Anregungen der Verkehrsvereine des Vestes Recklinghausen, zur Pflege des Heimatgedankens und der Leibesübungen eine Vestische Sport- und Heimatwoche zu veranstalten, finden nun ihre Verwirklichung. Dieses ist auch eine günstige Gelegenheit, einmal die Schachvereine des Vestes einander näher zu bringen und innerhalb desselben die Schachkunst zu fördern. Von solchen Gedanken beseelt, erließ der Recklinghausener Schachklub an sämtliche Vereine Einladungsschreiben zu Besprechungen, die dann am 24.8. und 7.9. stattfanden. Eine rege Teilnahme war auf diese Weise sichergestellt. In den Besprechungen wurden folgende Beschlüsse gefaßt:
Die gemeldeten Schachvereine spielen zum ersten Male die Vestische Schachmeisterschaft 1924/25 aus. Die Wettkämpfe sind am 14., 21. und 28.September. Am ersten Tage der Vestischen Heimatwoche, Sonntag, 5.10., finden ab 9 Uhr vorm. im Hotel Winkelmann in Recklinghausen die Endkämpfe um die Meisterschaft und ein Tombola-Spiel statt. Unter Leitung des rührigen ersten Vorsitzenden des Recklinghausener Schachklubs, Rechtsanwalt Bachrach, wurde am 14.September (vorm. 9-12 Uhr und nachm. 3-7 Uhr) mit den Kämpfen um die Vest-Meisterschaft begonnen. Neun Vereine hatten zur Teilnahme je einen Vertreter entsandt. Gladbeck und Horst konnten aus berechtigten Gründen leider keinen ihrer starken Spieler teilnehmen lassen, während Turm Osterfeld unerklärlicherweise das Einladungsschreiben unbeantwortet ließ….”
Dem wäre noch hinzuzufügen, daß ab der dritten Runde noch ein Horster zugelassen worden war. Der Gladbecker Verein beschloß nur den Besuch der Heimatwoche und die Teilnahme einiger Mitglieder am Tombola-Turnier.
Die Bottroper schickten ihren Viktor Kolorz ins Rennen, der großartig spielte und von Sieg zu Sieg eilte. Und hier der Bericht über die letzte Runde (GA, 14.10.1924):
“Die 9.Runde am gestrigen, letzten Spieltag brachte, nachdem Fischer und Holtrichter noch eine rückständige Partie, die letzterer für sich entscheiden konnte, erledigt hatten, den Endkampf zwischen Kolorz,V. und Röwer (Buer). Der Bottroper wählte ein “Damen-Gambit”, einigte sich aber nach scharfen Mittelspiel auf Vorschlag seines Gegners nach dem 32.Zuge auf ein Remis. Das Endspiel mit einem Bauern plus hätte Kolorz stets gewinnen können, aber das Spiel zuende zu führen, war nicht notwendig, da Röwer seine auf Verlust stehende Hängepartie gegen Thron (Herten) aufgegeben hatte, so daß Kolorz einen Punkt Vorsprung hatte…..”
Abschlußtabelle:
Name | Verein | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Pkt. |
1.Kolorz,V. | Bottrop | xx | 0,5 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 8,5 |
2.Röwer | Buer | 0,5 | xx | 1 | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 7,5 |
3.Holtrichter | Horst | 0 | 0 | xx | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 0,5 | 6,5 |
4.Thron | Herten | 0 | 1 | 0 | xx | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 5 |
5.Fischer | Datteln | 0 | 0 | 0 | 0 | xx | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 5 |
6.Wenglorz | Langenbochum | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | xx | 0,5 | 0 | 1 | 1 | 3,5 |
7.Straßmann | Suderwich | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0,5 | xx | 1 | 1 | 1 | 3,5 |
8.Roters | Recklinghausen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | xx | 1 | 0,5 | 2,5 |
9.Hacke | Hüls | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | xx | 1 | 2 |
10.Tauscher | Erkenschwick | 0 | 0 | 0,5 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0,5 | 0 | xx | 1 |
(GA, 23.9., 5.10., 10.10.1924)
Quellen- und Literaturverzeichnis:
® Erich Noldes, Oberhausen
® Gladbeck 19/23; Niederschriften und Protokolle 1924; ungedruckt (zitiert: Vereinsmaterial)
® General-Anzeiger Oberhausen , 1921-24 (zitiert: GA)
® Oberhausener Zeitung, 1922 (zitiert: ObZ)
® Rhein- und Ruhrzeitung Oberhausen, 1934 (zitiert: RRZ)
® Deutsche Schachzeitung, 1905, 1924 (zitiert:DSZ)
® Deutsches Wochenschach, 1921 (zitiert: DWS)
® Kagans Neueste Schachnachrichten, 1921 (zitiert:KNS)
® Heinzel, Peter: Schachklub Mülheim-Heißen 1908-83, Mülheim 1983 (zitiert: Heinzel)
® Richter, Horst: Schachbezirk Duisburg, Chronik 1946-86, Duisburg 1986 (zitiert: Richter)
® Sklarz, Gerd: 25 Jahre Patt, SV Bottrop 1921, Bottrop 1996 (zitiert: Sklarz)
® Ursprünge und Entwicklung der Stadt Oberhausen, Bd.3, S.29-169: Die Besetzung des Ruhrgebietes, dargestellt am Beispiel der Gemeinden Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade; von Otto Dickau, Oberhausen 1993 (zitiert: Ursprünge)